Kloster Magdenau

Das Zisterzienserinnenkloster Magdenau
Das idyllisch gelegene Kloster ist eine Pilgerherberge am Kolumbansweg. Welch umfangreicher Kultur- und Geschichtsschatz sich hier verbirgt, erzählt Sr. Veronika.
Geschichte und Gegenwart
Am Ostertag des Jahres 1244 gründen der Ritter Rudolf Giel und seine Frau Gertrud am Ort, der maggenowe, später Magdenau genannt wird, ein Kloster. Die ersten Klosterfrauen leben zuerst unter der Leitung ihrer Meisterin Adelheid vor den Toren der Stadt St. Gallen, sehnen sich jedoch danach, Zisterzienserinnen zu werden und siedeln nach Magdenau um. Schon im Jahr 1250 erfüllt Papst Innozenz IV. ihren Wunsch, gliedert sie dem Zisterzienserorden ein und bestimmt die Äbte von Wettingen zu ihren höheren Ordensobern.
In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens baut das Kloster Magdenau seine Grundherrschaft aus und verwaltet seine Besitzungen wie die Mühle in Flawil sowie die Rebberge und Torkel bei Weinfelden. Das Leben im Kloster bedeutet für Frauen aus höheren wie aus niederen Schichten eine echte Alternative zu einem Leben als Gattin und Mutter. Sie betrachten das Kloster als ihr Zuhause und setzen sich ein, dass es auch in Kriegswirren, Pestepidemien und Hungersnöten bestehen bleibt.
Im Jahr 1529 beugt sich die alternde Äbtissin Amalia Giel dem Druck der Reformatoren und hebt das Kloster ohne das Einverständnis des Konventes auf. Die meisten Nonnen flüchten zu ihren Verwandten, aber der energischen Klosterfrau Elisabeth Geilinger gelingt es im Jahr 1531, das heruntergewirtschaftete Kloster wieder zu errichten. Etwa ein Drittel des ehemaligen Konventes kehrt zurück und wagt einen Neuanfang, der nach und nach auch tatsächlich gelingt.
Im Toggenburger Krieg von 1712 wird das Kloster von den Zürchern gestürmt, erleidet einen deutlichen Prestigeverlust und verliert nach dem Franzoseneinfall auch seine politische Autonomie. Im 19. Jahrhundert wehrt es sich gegen die Repressalien der jungen kantonalen Behörden und veräussert in Geldnot zahlreiche Besitztümer. In dieser Zeit der Ungewissheit, wie es weitergeht, lassen die Klosterfrauen ihr Archiv ordnen und besinnen sich auf ihre Geschichte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bauen sie eine Stick- und Nähwerkstatt für kirchliche Gewänder und eine Buchbinderei auf. In den Jahren von 1935 bis 1960 betreuen sie den Versand der Blindenbücher und leisten von 1944 bis 1948 selbstlos materielle Hilfe für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Länder.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bereitet der fehlende Nachwuchs den Klosterfrauen Kummer und Sorgen, aber sie lernen gelassen zu sein und auf Gottes gütige Führung durch alle Wandel der Zeit zu vertrauen. Das Kloster Magdenau bietet Übernachtungen sowie Führungen durch die Klosterkirche, den Kapitelsaal und die ehemaligen repräsentativen Räume. Seit Mai 2025 kann in der Korndiele die Ausstellung „24 Magdenauer Klosterfrauen im Dialog“ besichtigt werden.
Webauftritt des Klosters: www.kloster-magdenau.ch
Sr. M. Veronika Kucharova, Juni 2025